Sonntag, 17. April 2016

[Rezension] Mira Bluhm: "Bewahrer der Nacht"

Titel: "Bewahrer der Nacht"
Autorin: Mira Bluhm
Verlag: BookRix
Erscheinungsjahr: 2016
Format // Preis: E-Book: 2,99€
Seiten: 129



Viele Jahre sind vergangen, seit die Schatten über das Land einbrachen und ewige Dunkelheit mit sich brachten. Weder Mensch, noch Tier oder Pflanze können über längere Zeit in dieser düsteren Umgebung zu überleben. Allein ein Pakt mit den Giganten, deren Aura die Schatten überlagert, ermöglicht den Menschen in den verschiedenen Dörfern eine Existenz inmitten der Dunkelheit. Doch als der Gigant 
Ahasverosh krank wird, steht das Dorf, das unter seinem Schutz stand, vor einer schicksalhaften Entscheidung: Solle die Bewohner versuchen, das Leben des Giganten retten oder sich in der Dunkelheit auf den Weg zu einem der anderen Dörfer machen und dort auf Schutz hoffen? Fest steht jedoch, dass sich ihr Leben ab diesem Tag für immer verändern wird ...




Eleazar stocherte mit einem Stecken im Feuer.




Bei diesem Buch handelt es sich um mein allererstes Rezensionsexemplar, das mir die Autorin Mira Bluhm schon vor einigen Monaten freundlicherweise als E-Book zur Verfügung gestellt hat. Eigentlich hatte ich aufgrund meiner Prüfungen damals nicht so viel Zeit zum Lesen, doch dann stellte ich zu meiner Freude fest, dass es sich bei diesem Roman eher um eine Kurzgeschichte von ungefähr 130 Seiten handelte. Deswegen verbrachte ich meine freien Abende vor dem Einschlafen meistens mit diesem Buch.
Da ich generell sehr gerne Fantasyromane lese und auch der Klappentext eine ungewöhnliche Geschichte versprach, war mein Interesse schnell geweckt. Gerade die Sache mit den mysteriösen "Schatten" klang sehr vielversprechend und ich war wirklich gespannt darauf, wie die Autorin dies mit der eigentlichen Geschichte über die Dorfbewohner und die Giganten verbinden würde.

Der Einstieg in die Geschichte war gut aufgebaut, sodass ich mich schnell mit dem Dorf und dessen Bewohnern vertraut machen konnte, auch wenn dieses in der ganzen Geschichte keinen konkreten Namen hatte und dadurch für mich etwas unnahbar wirkte. Dafür haben mir die Namen der einzelnen Personen gut gefallen, auch wenn sich die der Giganten (siehe Ahasverosh) zu Teil etwas zäh lesen ließen.

Es gibt eigentlich keine richtige Hauptfigur in der Geschichte, sondern das Geschehen wird kapitelweise aus der Sicht der verschiedenen Dorfbewohner erzählt, die alle ihre Besonderheiten und Eigenarten haben. Allerdings muss ich zugeben, dass ich mit keinem der Dorfbewohner richtig warm geworden bin. Sie wirkten mir zum Teil einfach noch zu plastisch und zu wenig ausgebaut. Sie hatten zwar unterschiedliche Beweggründe und Vorschläge, um ihr Dorf zu retten, aber das war auch schon alles, was sie voneinander trennte. Im Nachhinein blieben mir von all den Charakteren nur zwei oder drei in Erinnerung, die ich beim Lesen problemlos voneinander abgrenzen konnte. Bei den anderen Bewohnern musste ich bei jedem neuen Kapitel immer kurz überlegen, wer das noch einmal gewesen war. Zwar finde ist es gut, wenn man so viele verschiedene Sichtweisen der agierenden Personen in die Geschichte mit einbringen will, doch dann sollte der Roman auch umfangreicher sein, damit man als Leser wirklich eine Verbindung aufbauen kann. In dieser Form der Kurzgeschichte war mir das leider nicht möglich.

Dennoch hatte mich die Geschichte schon nach wenigen Seiten gepackt, was vor allem an der sehr anschaulichen Beschreibung der bereits erwähnten "Schatten" lag, deren Form ich mir sehr gut vorstellen konnte. Dadurch behielt die Geschichte während des Lesens eine düstere Atmosphäre, die sehr geheimnisvoll wirkte und mich neugierig machte. Ich wollte natürlich wissen, welches Schicksal die Dorfbewohner ereilen würde und wie sie mit ihrer neuen Situation umgehen würden. Und obwohl ihre Lage anfangs fast ausweglos erscheint, kamen mir manche ihrer Entscheidungen zu wenig durchdacht vor. Auch die Gefühle der handelnden Personen konnte ich an einigen Stellen überhaupt nicht nachvollziehen bzw. kamen sie mir nicht authentisch vor. So verliert zum Beispiel einer der Dorfbewohner in der Geschichte ein Familienmitglied. Zwar beschreibt die Autorin, aus welchem Grund diese Person sterben musste, doch den eigentlichen Tod lässt sie komplett aus. Als die Angehörigen davon erfahren, sind sie nur kurz schockiert, gehen aber dann relativ locker damit um, dass sie gerade jemanden verloren haben, der ihnen wichtig war.

Auch das Ende der Geschichte war ein wenig enttäuschend. Zum einen verläuft sich die Handlung in der Kontaktaufnahme mit einigen der anderen Giganten, die den Dorfbewohnern jedoch auch keine große Hilfe sind und zum anderen bricht sie an einer spannenden Stelle einfach ab. Stattdessen setzt überraschend ein Epilog ein, der einige Jahre später stattfindet. Am Anfang hat mir dieser Einschnitt der Autorin gut gefallen, dennoch hätte ich mir eine etwas ausführlichere Beschreibung gewünscht. So ließ die Geschichte noch einige Fragen offen.




Bei dem Roman "Bewahrer der Nacht" handelt es sich um eine grundlegend solide und schlüssige Kurzgeschichte, die jedoch meiner Meinung nach an einigen Stellen noch ausbaufähig ist. Dies betrifft nicht nur den eigentlichen Hintergrund der Geschichte und deren Ursprünge, sondern auch die verschiedenen Charaktere, deren Beschreibung in den kurzen Kapiteln einfach zu kurz kam. Mir wären weniger Personen lieber gewesen oder zumindest weniger Perspektivenwechsel, so habe ich manchmal den Überblick verloren und es fiel mir schwer, mich mit den Dorfbewohnern anzufreunden. Dennoch hat mir die Grundidee gut gefallen und für eine kurze Abendlektüre vor dem Einschlafen erfüllt dieser Roman seinen Zweck.
Deswegen bekommt er von mir drei von fünf Sternen.

★ ★ ★ ☆ ☆

Bis zum nächsten Mal,

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