Montag, 6. April 2015

[Rezension] Rainbow Rowell: "Eleanor & Park"

Titel: "Eleanor & Park"
Autor: Rainbow Rowell
Verlag: Carl Hanser Verlag
Erscheinungsjahr (Deutschland): 2015
Format // Preis: Gebundene Ausgabe: 16,90€ // Kindle-Version:  12,99€
Seiten: 368




Im Schulbus treffen sie sich das erste Mal: Die pummelige Eleanor mit der auffälligen Lockenmähne und der gut aussehende, ruhige Park, der dem neuen Mädchen zunächst nur widerwillig den freien Platz neben sich überlässt. Beide ahnen zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass dies der Anfang von etwas ist, das sie selbst nicht genau in Worte fassen können. Denn als Eleanor beginnt, Parks Comics mitzulesen, macht er sich mehr Gedanken über dieses sonderbare Mädchen, das immer so gedankenverloren und traurig wirkt. Und Eleanor wiederum stellt fest, dass der „blöde kleine Asiate“ nicht nur ihre Art von Humor teilt, sondern dass sie ihm auch stundenlang zuhören kann. So entwickeln sie immer stärkere Gefühle füreinander, die sich so neu und gleichzeitig so gut anfühlen, dass sie nie wieder voneinander getrennt sein wollen.




"Er versuchte nicht mehr, sie zurückzuholen."




„Eleanor & Park“ gehört zweifellos zu jenen Romanen, die ihre Leser polarisieren. Schon kurz nach der Veröffentlichung äußerten sich neben den zahlreichen positiven Rezensionen von begeisterten Leser(inne)n auch einige Kritiker, die diese Meinung nicht teilen konnten und die Geschichte eher kritisch bewerteten. Und natürlich leisteten auch die Medien ihren Beitrag, die Bekanntheit dieses Romans zu steigern. So wurde auch ich schließlich auf ihn aufmerksam. Nachdem ich mir schon im Voraus einige der vielen verschiedenen Rezensionen durchgelesen hatte, war ich sehr gespannt darauf, welchen Eindruck die Geschichte wohl bei mir hinterlassen würde.

Inzwischen kann ich jedoch die meisten Bewertungen zu diesem Roman nachvollziehen, egal ob diese nun positiv oder negativ ausgefallen sind. Das hängt vermutlich damit zusammen, dass es in diesem Fall nicht (nur) die Geschichte von Eleanor und Park, sondern auch die Erwartungen und Ansprüche des Lesers sind, die letztlich entscheiden, ob einem der Roman gefällt oder nicht. Und ganz ehrlich: Ich finde, dass der ganze Rummel und Hype in den Medien diesem Buch mehr geschadet als gut getan hat. Man geht zum Teil mit ziemlich überzogenen Erwartungen an die Geschichte heran, die dann irgendwie den eigenen Erwartungen gerecht werden muss. Ich für meinen Teil habe eine romantische, realistische und richtig gute Story mit einzigartigen Charakteren erwartet, die mich mindestens genauso berühren würden wie „Tausend strahlende Sonnen“ (nur als persönliches Beispiel). Im Nachhinein befürchte ich allerdings, mir damit selbst einen angemessenen Zugang zu der Geschichte verwehrt habe. Oder, anders gesagt: Ich bin mir fast sicher, dass mir der Roman besser gefallen hätte, wenn er nicht derart von den Medien aufgebauscht worden wäre.
Deswegen empfehle ich jedem, der dieses Buch lesen möchte, sich nicht von der allgemeinen Meinung blenden zu lassen und einfach die Liebesgeschichte zwischen Eleanor und Park zu genießen. Dann habt ihr das Lesevergnügen eher auf eurer Seite.

Denn eigentlich, auch wenn ich jetzt vielleicht einen anderen Eindruck erweckt habe, ist die Geschichte sehr schön. Ich habe sie innerhalb weniger Tage verschlungen und das liegt nicht daran, dass ich eine exzessive Dauerleserin bin, sondern dass sich „Eleanor & Park“ einfach nicht nicht schnell lesen lässt. Der Schreibstil von Rainbow Rowell ist so angenehm und klar, dass man quasi von einem Kapitel vom nächsten „springt“. Anstatt sich lange mit blumigen Beschreibungen aufzuhalten, gewährt die Autorin dem Leser in kurzen Kapiteln abwechselnd einen Einblick in Eleanors und Parks Gefühlswelt. Dennoch behält sie die personale Erzählperspektive bei und es wird nie mehr verraten, als der Leser wissen muss, um der Geschichte zu folgen. Gerade Eleanors Vergangenheit und ihre zerrütteten familiären Verhältnisse fand ich zwar sehr interessant, musste mich jedoch damit zufriedengeben, nur einen kleinen Abriss aus ihrer Welt erfahren zu dürfen. Auch gibt es neben der Haupthandlung keine Nebenstränge, alles konzentriert sich auf die beiden Hauptprotagonisten, die im Gegensatz zu den anderen, eher hölzernen Charakteren dem Leser unglaublich schnell ans Herz wachsen.

Wie es schon aus der Inhaltsbeschreibung hervorgeht, handelt der Roman „Eleanor & Park“ von der ersten großen Liebe - klar, rein unschuldig und auch auch wenig unsicher. Die Autorin zieht einen Spagat zwischen dem manchmal erdrückenden Alltag bzw. der sozialen Umgebung, die sich negativ auf die Gefühle der beiden Hauptfiguren auswirken können (so zum Beispiel durch das Mobbing an der Schule, dem Eleanor zum Opfer fällt oder Parks Familie, die im krassen Gegensatz zu Eleanors Elternhaus steht) und einigen märchenhaften Beschreibungen, die das klassische Prinz-Prinzessin-Modell liebevoll ironisieren. Eleanor und Park sind sich durchaus bewusst, dass ihre Geschichte kein Märchen ist, doch sie erkennen allmählich, dass es sich zu einem modernen Märchen entwickeln könnte, in dem beide (und auch ich als Leser) auf ein Happy End hoffen. Leider muss ich an dieser Stelle sagen, dass ich vom Ende der Geschichte mehr als enttäuscht war. Als ich auf der letzten Seite angekommen war, dachte ich nur: „Wie - das war’s jetzt?“




Nachdem ich die zögerliche Entwicklung der Gefühle zwischen Eleanor und Park so begeistert verfolgt hatte, war das Ende demgegenüber eine einzige Enttäuschung. Bis dahin war alles für mich noch halbwegs verständlich und nachvollziehbar gewesen - vor allem in Park konnte ich mich sehr gut hineinversetzen - doch als das Ende näher rückte, entfremdete sich Eleanor immer mehr von mir. Anfangs ließ sich das noch mit ihren schwierigem familiären Verhältnissen rechtfertigen, doch wie die Autorin Eleanor am Ende auftreten ließ, war einfach nur komplett an den Haaren herbeigezogen. Ich hatte das Gefühl, eine vollkommen andere Person vor mir zu haben. Das war nicht die Eleanor, die ich Park als Freundin und vielleicht sogar als Prinzessin wünschte, sondern sie hatte sich plötzlich zu einem Mädchen entwickelt, für welches ich mich unglaublich schämte. Park tat mir sogar leid, dass er sich ausgerechnet in sie verliebt hatte. Eine derartig abstruse Entwicklung konnte ich wirklich nicht nachvollziehen, denn sie warf alles über den Haufen, was ich bisher an Eleanor kennen gelernt und gemocht hatte.
Meiner Meinung nach hat sich die Autorin leider mit diesem Ende (das ist euch natürlich dennoch nicht verraten werde) alles verbaut, was sie bis dahin so anschaulich und gefühlvoll dargestellt hat. Grundsätzlich habe ich nichts gegen einen Schluss einzuwenden, der überraschend anders ausfällt, sofern er zur eigentlichen Geschichte passt. Vermutlich war das auch das Ziel der Autorin - einen besonderen und ungewöhnlichen Abschluss zu finden, der sich von den typischen Liebesgeschichten abhebt. Doch dann sollte sie auch eine Liebesgeschichte beschreiben, mit der dieser Schluss vertretbar ist. Dies war bei „Eleanor & Park“ leider nicht der Fall.




Lässt man den ganzen Hype um diesen Roman einmal außer Acht, ist „Eleanor & Park“ eigentlich eine sehr schöne und einfühlsame Liebesgeschichte, die sich zudem angenehm und schnell lesen lässt. Man sympathisiert von Anfang an mit den beiden Hauptfiguren und ist gespannt darauf, wie sich ihre Gefühle füreinander nach und nach entwickeln.
Demgegenüber steht jedoch ein zweifelhaftes Ende, das dem Charakter der Geschichte komplett widerspricht und mit dem die Autorin bei mir leider überhaupt nicht punkten konnte.
Deswegen gebe ich diesem Roman drei von fünf Sternen.

★ ★ ★ ☆ ☆





6 Kommentare:

  1. Oh ja das stimmt, das Ende war wirklich "fies", dennoch fand ich das Buch toll.
    Schade das es nicht so bei dir landen konnten.

    LG Piglet <3

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    1. Da stimme ich dir absolut zu :) Die Geschichte fand ich wirklich sehr schön und habe sie auch gern gelesen, aber über das Ende habe ich mich dann geärgert. Das hat viel von der schönen Stimmung im Buch kaputt gemacht und hinterließ keinen guten Gesamteindruck.


      Liebst,
      Bianca

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  2. Das Ende fände ich eigentlich ganz in Ordnung, aber ich verstehe einfach nicht, was sich Eleanor dabei gedacht hat, am liebsten hätte ich ihr mal ordentlich eine geknallt. Das Ende war viel zu dramatisiert und übertrieben; ich habe nur grinsend den Kopf geschüttelt, und mich ge-fragt, wie sehr das Ganze denn noch einer dieser elend-doofen Teenie-Soap gleichen muss. Dadurch, dass ich Eleanor am Ende den Kopf hätte abreissen können, dafür, wie sie alles über-dramatisiert und Probleme aufkünstelt, die keine Probleme sind, kann ich "Eleanor und Park" nur noch belächeln. Sehr, sehr schade, denn die Geschichte war anfangs sehr schön, und eigentlich hätte sie 5-Sterne-Potenzial gehabt.
    Ganz liebe Grüsse! ;-)

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    1. Ja, für mich war Eleanors Veränderung so krass, dass ich sie am Schluss gar nicht mehr wiedererkannt habe. Ich konnte überhaupt nicht nachvollziehen, wie man dermaßen realitätsfern handeln konnte. Wenn man das Ende auch der eigentlichen Geschichte angepasst hätte, hätte der Roman die fünf Sterne auch mehr als verdient.

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  3. Hey, schöne Rezension! Ich habe mich noch nicht getraut, dieses Buch zu lesen .. Vielleicht sollte ich es mal tun, obwohl soo begeistert scheinst du ja auch nicht gewesen zu sein :D
    Dein Blog ist übrigens ganz fantastisch und du hast einen Leser mehr!
    Liebst, Lara.

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    1. Huhu :)
      Ooh dankeschön für die lieben Worte :) Ich freue mich sehr, wenn mein kleines Blog auch weit erfahreneren Bloggern gefällt - deines ist auch wirklich zauberhaft schön.
      Ich glaube, man kann nichts falsch machen, wenn man das Buch liest. Die Geschichte selbst ist nämlich eigentlich schön und es liest sich innerhalb von wenigen Tagen weg.

      Liebe Grüße,
      Bianca

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