Donnerstag, 30. Juli 2015

[Rezension] Lauren Oliver: "Panic - Wer Angst hat, ist raus"

Titel: "Panic - Wer Angst hat, ist raus"
Englischer Originaltitel: "Panic"
Autor: Lauren Oliver
Erscheinungsjahr (in Deutschland): 2014
Format // Preis: Gebundene Ausgabe (17,99€) // E-Book (12,99€)
Seiten: 368



Eine verschlafene Kleinstadt. Eine Handvoll Schüler, die gerade ihren Schulabschluss gemacht haben. Und ein verbotenes Spiel, an dem man nur teilnehmen kann, wenn man bereit ist, alles zu riskieren - vielleicht sogar das eigene Leben ...
Jahr für Jahr findet in dem kleinen Örtchen Carp ein gefährliches Spiel statt: Panic. Es ist ein  unberechenbares Ereignis, das seine Teilnehmer mit schwierigen und gefährlichen Aufgaben bis an ihre Grenzen treibt. Doch der Gewinn ist hoch: 67.000 Dollar gehen an denjenigen, der es schafft, alle Aufgaben erfolgreich zu meistern. Geld, das auch die achtzehnjährige Heather gut gebrauchen könnte, die sich in letzter Sekunde entscheidet, bei Panic mitzumachen. Doch nicht allen Spielern geht es um Geld: Dodge zum Beispiel verfolgt seine ganz eigenen Pläne: Er sinnt auf Rache ...




Das Wasser war so kalt, dass es Heather den Atem raubte, als sie sich zwischen den Jugendlichen hindurchdrängte, die den Strand bevölkerten und im seichten Wasser standen, jubelnd Handtücher und selbst gebastelte Schilder schwenkten und die übrigen Springer anfeuerten.




"Panic" habe ich letzte Woche gelesen, als ich für ein paar Tage mit einer Grippe ans Bett gefesselt war. Ich wollte etwas Leichtes lesen, nichts allzu Anspruchsvolles, aber dennoch irgendetwas Ungewöhnliches, was man eben nicht jeden Tag zu lesen bekommt. So landete ich schließlich bei diesem Roman, der schon seit einiger Zeit in meinem SuB liegt.

Fangen wir mit den positiven Punkten an: Zunächst gefiel es mir gut, dass man von Anfang an mitten im Geschehen war. Es begann gleich am ersten Spieltag von Panic, wo sich alle freiwilligen Teilnehmer der ersten Hürde stellen mussten: Dem Klippensprung. So lernte ich Heather kennen, die neben Dodge eine der beiden Hauptpersonen des Buches darstellte. Kapitelweise wurde das Geschehen abwechselnd aus Heathers oder aus Dodges Sicht erzählt, wobei man sich der finalen Prüfung von Panic immer weiter annäherte. Diese Spannung war auch während des Lesens die ganze Zeit zu spüren und ich wollte natürlich wissen, wer am Ende bei Panic gewinnt und welche einzelnen Prüfungen die Spieler im Laufe der Geschichte noch zu erwarten hatten.

So weit, so gut. Ein interessanter Plot, ein paar ungewöhnliche Charaktere, von denen scheinbar jeder seine persönlichen Geheimnisse hatte, alles verwoben mit einem mysteriösen Spiel. Ich habe irgendwie einen Roman erwartet, der sich mit Ursula Poznanskis "Erebos" vergleichen lässt. Doch nachdem ich ungefähr die Hälfte gelesen hatte, wurde mir klar, dass ich mit dieser Erwartung ziemlich auf dem Holzweg gewesen war. Denn "Panic" ähnelt zwar durchaus der Idee von "Erebos", - nur in einer viel, viel schlechteren Umsetzung.

Es begann schon damit, dass alle Details rund um das Spiel von der Autorin einfach nur langweilig und farblos vorgestellt wurden. Ich habe den Roman zwar ziemlich schnell durchgelesen, aber das lag  vielmehr daran, dass ich auf den Moment wartete, wo die Handlung endlich richtig in Schwung kam. Darauf wartete ich jedoch leider vergeblich. Stattdessen war alles unglaublich vorhersehbar, es gab keine wirklichen Überraschungen und auch den "Spielen", an denen sich Heather und ihre Freunde beteiligten, fehlte es an Atmosphäre und Nervenkitzel. Obwohl einige der Mutproben durchaus das Potenzial hatten, spannungsgeladen präsentiert zu werden, begnügte sich die Autorin lediglich mit spärlichen Beschreibungen der Örtlichkeiten und belanglosen Dialogen zwischen den Jugendlichen.

Damit wäre ich schon bei meinem nächsten Kritikpunkt: Auch die Charaktergestaltung der Haupt- und Nebenprotagonisten wies deutliche Mängel auf. Obwohl sie grundlegend aus unterschiedlichen Motiven handelten, wirkten sie gar nicht echt, greifbar oder lebendig, sondern einfach nur "austauschbar". In diesem Zusammenhang wurden auch Klischees aufgegriffen, die die betreffenden Personen sehr unrealistisch wirken ließen (ich verweise an dieser Stelle auf Heather mit ihrer alkoholsüchtigen Mutter; Natalie, die den Modelltyp verkörpert und ständig Angst hat und an Bishop, dessen so scheinbar unergründliches Geheimnis schon allzu schnell offensichtlich war). Insgesamt hatte ich mehrmals das Gefühl, es eher mit pubertierenden Dreizehnjährigen und nicht mit volljährigen Schulabsolventen tun zu haben.

Die Grundidee von "Panic" hat mir zwar ganz gut gefallen, aber wie genau es dazu kam und warum bloß alle Jugendlichen in der Stadt unbedingt bei diesem Spiel mitmachen wollen (abgesehen von der Gewinnsumme) wurde von der Autorin ebenfalls nur mit spärlichen Erklärungen begründet, die das ganze Geschehen noch realitätsfremder wirken ließen. Ich war gerne bereit zu glauben, dass so ein Spiel wirklich stattfinden könnte, aber ganz sicher nicht unter den Umständen, die die Autorin mir schilderte. Manchmal hatte ich sogar das Gefühl, als ob sie von einem ganz anderen "Panic" schrieb - mit üblen Machenschaften, wo die Spieler nur Schachfiguren in einem größeren Ganzen sind - und dann dachte ich: "Wie bitte? Reden wir immer noch von demselben Spiel?"

Letztlich war es nur der relativ flüssige, Schreibstil der Autorin, der mich dazu veranlasste, den Roman trotz meiner negativen Eindrücke schnell zu beenden. Doch auch der Abschluss konnte mich schließlich nicht mehr überzeugen, meine Meinung zu diesem Roman noch einmal zu überdenken, . Denn das Ende vermittelte eine sehr fragwürdige Botschaft, ganz nach dem Muster: "Geld löst alle Probleme". Und das halte ich in einem Jugendroman für mehr als unangemessen.




Obwohl sich "Panic" relativ schnell und flüssig lesen lässt, konnte mich die Umsetzung der Geschichte nicht überzeugen. Der Roman weist insgesamt einfach zu viele Lücken auf, war stellenweise zu wenig durchdacht und auch die einzelnen Personen wirkten auf mich nicht lebendig und überzeugend. Schade, bei so einer interessanten Idee hätte man weitaus mehr herausholen können als eine lieblose Erzählung mit einer zweifelhaften Botschaft am Ende.
Ich gebe "Panic" deswegen zwei von fünf Sternen, aufgrund des Schreibstils und der netten Grundidee, die aber zu wenig ausgearbeitet war.

★ ★ ☆ ☆ ☆


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