Sonntag, 9. August 2015

[Rezension] Jessica Park: "Im freien Fall oder wie ich mich in eine Pappfigur verliebte"

Titel: "Im freien Fall oder wie ich mich in eine Pappfigur verliebte"
Englischer Originaltitel: "Flat out Love"
Autorin: Jessica Park
Verlag: Loewe Verlag
Erscheinungsjahr (in Deutschland): 2014
Format // Preis: Gebundene Ausgabe (17,95€) // E-Book (13,99€)
Seiten: 384



Julies Traum von einem abwechslungsreichen und interessanten Studentenleben in Boston scheint sich in dem Moment in Luft aufzulösen, als sie an ihrem ersten Tag in der neuen Stadt feststellen muss, dass die kleine Wohnung, die sie online gemietet hat, in Wahrheit ein Burrito-Restaurant ist. Zum Glück kann ihre Mutter verhindern, dass Julie ihre erste Nacht auf der Straße verbringen muss und organisiert ihr eine vorübergehende Bleibe bei ihrer ehemaligen Studienfreundin. Diese nimmt Julie herzlich auf und schnell freundet sich Julie auch mit dem Rest der Familie an: Dem nerdigen Matt, der einen Großteil seiner Zeit vor dem Computer verbringt und seiner Schwester Celeste, die Julie gleich besonders ins Herz schließt. Nur eines der Familienmitglieder wirft ein großes Rätsel auf: Celestes lebensgroße Pappfigur ihres Bruders Finn, den sie die ganze Zeit mit sich herumträgt. Der echt Finn befindet sich momentan auf einer Weltreise und weiß noch nicht, wann er wieder zurück sein wird. Doch die Facebook-Nachrichten, die er Julie schreibt, lassen Julies Knie butterweich werden ...




Julie Seagle starrte das Gebäude vor sich an und schwor, nie wieder eine Wohnung über Craigslist zu mieten.




Bei diesem Roman und mir war es Liebe auf den zweiten Blick. Mir gefiel auf Anhieb die liebevolle Umschlaggestaltung und die verheißungsvolle Inhaltsangabe. Doch wenn ich ehrlich bin, muss ich zugeben, dass mir der sperrige Titel anfangs noch Bauschmerzen bereitete. Ihr habt aus meinen anderen Rezensionen vermutlich schon herausgelesen, dass ich einfach kein Fan langer Titel bin und "Im freien Fall oder wie ich mich in eine Pappfigur verliebte" ist mit Abstand einer der längsten und unschönsten Titel, der mir je untergekommen ist. Und obwohl ich mich nach einigen bösen Blicken auf diesen Titel doch dazu entschlossen habe, diesen Roman zu kaufen, frage ich mich immer noch: "Warum, liebe deutsche Übersetzer / Verlage? Musste das wirklich sein?"
Der englische Titel "Flat out Love" gefällt mir nämlich im Gegensatz dazu richtig gut und noch besser gefällt mir sogar der erste Teil des deutschen Titels "Im freien Fall", der meiner Meinung nach genau den Kern der Sache trifft. Womit wir schon bei den inhaltlichen Aspekten dieses Buches wären, denn "wie ich mich in eine Pappfigur verliebte" geht ein bisschen an der Sache vorbei.

Zugegeben, die dreizehnjährige Celeste schleppt ein in Pappe gefasstes Ebenbild ihres Bruders Finn  mit sich herum, der nach Aussagen ihrer Familie gerade irgendwo in der Weltgeschichte herumreist, um sich ehrenamtlich zu engagieren und viele Länder und Kulturen kennen zu lernen. Doch skurillerweise hat Celestes "Papp-Finn" (von Julie auch liebevoll "PF" genannt) ein sonderbares Eigenleben und wird von seiner Umwelt nicht immer als Sympathiebolzen aufgenommen. Es ist also nicht der schweigsame PF, in den sich Julie verliebt, sondern jener Finn, mit dem sie nur über Facebook Kontakt hat und der ihr so lustige und niedliche Nachrichten schickt, dass Julie seit ihrem Einzug bei seiner Familie ständig an ihn denken muss und sehnlichst auf ein Treffen mit ihm hofft. Und ab diesem Moment fängt es an, richtig spannend zu werden :)

Die eigentliche Geschichte, die sich hinter diesem unliebsamen Titel verbirgt, hat mich positiv überrascht, mehr noch: Sie hat mich regelrecht gefesselt. Einmal angefangen, konnte ich diesen wunderbaren, romantischen und gleichzeitig unglaublich witzigen Roman kaum aus der Hand legen: Ich hatte eher das Gefühl, das Buch zu fressen, anstatt es zu lesen. Ich hatte eine leichte Lektüre erwartet und bekam zu meiner Freude sogar noch eine ganze Menge ehrlicher Gefühle und eine große Prise Humor obendrauf.


Die Charaktere des Buches waren mir (ausnahmslos) sehr sympathisch und sogar in die schrullige Celeste konnte ich mich sehr gut hineinversetzen, auch wenn mir ihre altkluge Art manchmal auf die Nerven ging - aber hier hatte ich mit Julie zumindest eine Leidensgenossin. Julie selbst stellte sich als eine sehr interessante Hauptfigur dar, die im Laufe der Geschichte eine positive und nachvollziehbare Entwicklung durchmachte. Am Anfang war ich noch skeptisch, weil Julie irgendwie nicht müde wurde, immer wieder nebenbei zu erwähnen, wie klug sie doch war. Das ließ sie anfangs etwas arrogant wirken. Ich verstehe aber, was die Autorin damit bezwecken wollte und dass Julie eben anders sein sollte als als ein typisches College-Party-Mädchen. Später bekam ich jedoch einen besseren Eindruck von ihr, was vor allem an ihren Dialogen mit Celestes älteren Bruder Matt zu tun hatte. Hier treffen nämlich zwei sehr ungewöhnliche, sarkastische und wirklich schlagfertige Charaktere aufeinander, die der Geschichte einen richtig erfrischenden Pepp gaben - wie eine prickelnde, kühle Limonade im Hochsommer.

In diesem Roman ging es jedoch nicht nur um Julies und Matts hitzige Diskussionen, die sich meistens um Matts nerdige T-Shirts und drehten und die lustigen Nachrichten, die Julie und Finn miteinander austauschten, sondern auch um die Beziehungen zwischen den einzelnen Familienmitgliedern. Hier war ich wirklich stellenweise sehr berührt, wie behutsam sich die Autorin einem sehr schwierigen familiären Verhältnis annäherte und wie liebevoll Julies Umgang mit Celeste beschrieben wurde. Hier zeigte sich einmal mehr, dass Julie tatsächlich nicht nur wortgewandt, sondern auch klug und sehr einfühlsam sein konnte.

Der Schreibstil hat ebenfalls genau meinen Geschmack getroffen. Jessica Park hatte ein gutes Gespür dafür, die eine richtige Wohlfühlatmosphäre beim Lesen zu schaffen und gleichzeitig das Interesse des Lesers zu wecken. Obwohl ich am Anfang schon eine Ahnung hatte, worauf das Ganze hinausläuft, war ich trotzdem unglaublich gespannt und wurde dafür mit einem schönen Ende belohnt, das perfekt zum bisherigen Verlauf der Geschichte passte. Auch die Einblicke in Julies Studentenleben und den Alltag mit ihrer neuen "Familie" ließen sich flüssig lesen und gaben mir das Gefühl, mitten im Geschehen zu sein.




"Im freien Fall" hat meine Erwartungen an eine romantische Sommerlektüre nicht nur erfüllt, sondern sogar noch übertroffen. Es handelt sich um eine angenehme und spannende Liebesgeschichte, in der das Verhältnis zwischen echten Gefühlen und Humor perfekt aufeinander abgestimmt sind. Man trifft auch sehr sympathische und realistische Charaktere, jeder mit seinen eigenen, liebenswerten Marotten, so dass man sich schnell wie zu Hause fühlt. Ich war sehr gespannt darauf, wie sich die Liebesgeschichte zwischen Julie und Finn, aber auch die Beziehung zwischen Julie und den anderen Familienmitgliedern entwickeln würde und gleichzeitig war ich traurig, als das Ende immer näher rückte, denn ich hätte noch eine ganze Weile weiterlesen können <3
Ich gebe diesem fantastischen Jugendroman deswegen fünf von fünf Sternen.

★ ★ ★ ★ ★

6 Kommentare:

  1. Hey, Bianca! :)
    Das Buch möchte ich auch noch unbedingt lesen. Was du da schreibst, hört sich ja echt gut an, ich liebe berührende Bücher mit ein bisschen Humor!

    Liebe Grüße zu später Stunde,
    Lena :)

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    1. Huhu Lena :)
      Wenn du Bücher dieses Genres magst, wirst du diesen Roman lieben! Er liest sich fast weg wie nichts und steckt voller Überraschungen.
      Ich bin schon sehr gespannt darauf, wie dir das Buch gefällt.

      Liebe Grüße,
      Bianca

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  2. Huhu,

    ich habe deinen Blog gerade erst entdeckt und bin sofort mal Leserin geworden :)
    Vielleicht hast du ja auch Lust mal bei mir vorbeizuschauen? Freitags läuft jetzt immer meine neue Aktion. Eventuell magst du da ja auch mal mitmachen? :)

    Liebste Grüße

    Sonja von lovinbooks4ever.blogspot.de

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    1. Hallo Sonja,

      vielen Dank für deinen Besuch :) ich schaue gern auch bei dir vorbei.

      Viele Grüße,
      Bianca

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  3. Anders als du finde ich den Titel super. Er ist zwar schon etwas lang, aber ich mag es, dass nach "Im freien Fall" eben noch dieses "In-eine-Pappfigur-verlieben" hinterhergeschoben wird. Ich weiss nicht wieso, jedoch habe ich den Inhalt und die Geschichte überhaupt ganz lange anders eingeschätzt. Ich dachte, dass irgendein 16-Jähriges Mädchen irgendein Stars anhimmelt und den vielleicht mal trifft. Seit ich weiss, dass das nicht stimmt, möchte ich das Buch lesen und deine sehr, sehr schöne Rezension hat mich darin auch noch bestärkt. Danke sehr! ;-)
    Liebe Grüsse

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    1. Der Titel ist auf jeden Fall besonders und ungewöhnlich, deswegen kann ich auch andere verstehen, die ihn deswegen toll finden. Das ist eben Geschmacksache.
      Du bekommst mit dieser Geschichte definitiv mehr geboten als nur eine schlappe Star-Anhimmel-Liebesgeschichte ;) Freut mich, dass ich dich ein bisschen neugierig machen konnte. Ich bin schon gespannt, wie er dir gefällt :)

      Liebe Grüße zurück,
      Bianca

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